Hast du schon einmal einen Schmetterling fotogafiert? Wenn ja, weisst du, daß dies gar nicht so einfach ist. Meist flattern Schmetterlinge schneller weg, bevor man überhaupt anvisiert und scharft gestellt hat. Eine Verfolgung eines Schmetterlings kann ganz schön nervig sein. Bei sonnigen Wetter flüchten diese Insekten meist schnell aus dem Bereich der Kamera. Ein gutes Foto ist bei warmen sonnigen Wetter meist kaum realisierbar. Und wenn man dennoch mal einen fotografisch erwischt hat, ist man meist mit einem bescheidenen Foto zufrieden.
So wurde auch der Tagpfauenauge beim Spaziergang fotografiert. Wobei ich eher geknipst sagen müsste. Ehrlich gesagt ist es kein tolles Schmetterlingsfoto. Schön bunt. Intensive Farben. Allerdings viel zu hartes Licht. Zuviel Schatten. Wenig Details sind erkennbar. Die Erde wirkt störend. Sieht zwar natürlich aber wenig harmonisch aus. An dem Bild gibt es vieles was man besser machen könnte. Wer weiterhin mit Knipserfotos zufrieden ist, braucht nicht mehr weiterlesen. Wer bessere Schmetterlingsfotos machen möchte, erfährt das in diesem Erfahrungsbericht.
Schmetterlinge fotografieren – Die Planung
Die guten Tierfotografen kennen die Gewohnheiten der Tiere die sie fotografieren sehr gut. Und damit fängt die Planung auch bei der Fotografie von Schmetterlingen an. Informiere dich erst einmal darüber, wo welche Schmetterlinge vorkommen. Informiere dich darüber wie sich Schmetterlinge verhalten. Wann können an welchen Orten welche Schmetterlinge vorkommen? Die ersten Informationen bekommt man aus dem Internet über Seiten wie Schmetterlinge von Andreas Pospisil. Wenn ihr nach Schmetterlingen über eine Suchmaschine sucht, findet ihr noch weitere Infoseiten. Macht euch erst einmal über die Gewohnheiten der Schmetterlinge kund. Wann treten sie auf? Wo gibt es Vorkommen? Wo übernachten diese? Mit diesem Grundwissen, könnt ihr nach möglichen Vorkommen in eurer Region recherchieren. Zum Teil über das Internet. Aber auch der Besuch natürlicher Standorte kann Aufschluß über mögliche Vorkommen geben. Weitere Infoquellen sind Fachbücher wie
Der Kosmos Schmetterlingsführer informiert über das Verhalten und die Lebensgewohnheiten der verschiedenen Schmetterlingsarten. Das ist eine sehr gute Grundlage um nach möglichen Vorkommen zu recherchieren und diese ausfindig zu machen. Im Buch Schmetterlinge – so gelingen faszinierende Fotos aus dem Bildner-Verlag erfährt man genauso die Verhaltensweisen und Grundinformationen über die möglichen Vorkommen der verschiedenen Schmetterlingsarten. Zudem bekommt man vom Experten viele Tipps und Hinweise zur fotografischen Umsetzung.
Wenn du einen Standort mit Vorkommen gefunden hast, besuche diesen am späten Nachmittag. Beobachte wo sich die Schmetterlinge aufhalten. So kannst du den Schlafplatz ausfindig machen. Wozu muß man den Schlafplatz kennen? Damit man die Schmetterlingsart am frühen Morgen in der Kältestarre fotografieren kann! Damt du den Schlafplatz am nächsten Morgen leichter findest, markiere ihn mit einem Ästchen oder anderen Gegenstand. Prüfe vorher das Wetter für den geplanten Fotomorgen. Mit einer Wetter App geht das für die kommenden 24 h meist sehr präzise.
Schmetterlinge fotografieren – Die Fotoausrüstung
Im Prinzip kann jede Kamera mit Naheinstellung oder Makromöglichkeiten zur Fotografie von Schmetterlingen genutzt werden. Wobei es mit einer Handykamera schwierig wird, den Hintergrund freigestellt zu bekommen. Damit ist ein unscharfer Hintergrund gemeint. Das ist physikalisch auf Grund des relativ kleinen Aufnahmesensors bedingt. Ähnlich, aber schon etwas besser, sind da Kompaktkameras und Bridgekameras mit Makrofunktionen. Dennoch ist da im Vergleich zu Kameras mit größerem Sensor immer noch schwer eine gute Freistellungen möglich. Auf den Bildern wird zuviel störendes im Umfeld und Hintergrund wiedergegeben.
Am flexibelsten ist ein Kamerasystem mit Wechselobjektiven. Heutzutage würde ich einer Systemkamera den Vorrang geben. Warum? Weil sie kleiner und leichter gebaut werden können als eine Spiegelreflexkamera. Gerade bei der Fotografie von Insekten kann eine kleinere Kamera von Vorteil sein. Man ist flexibler und kann schneller auf Veränderungen reagieren. Zudem habem Systemkameras in den meisten Fällen ein besseres Live-View. Bei den besseren Kameras gibt es auch eine Lupe und oder Focus Peaking was die Scharfstellung im Nahbereich enorm erleichtert.
- Handliche Systemkamera mit Wechselobjektiven
- Makroobjektiv
- Teleobjektiv mit guten Naheinstellbereich
- Stabiles Stativ welches auch im Bodenbereich genutzt werden kann
- Aufheller
- Abschatter
- Fixierung für Grashalme oder Äste (damit diese nicht im Wind wackeln)
Die Kameramarke spielt keine Rolle. Das Foto macht der Fotograf. Eine Kamera ist nur das Werkzeug. Ob MFT, APS-C oder Vollformat-Sensor ist auch nur zweitrangig. Alle Sensorgrößen haben ihre Vor- und Nachteile. Für Einsteiger in die Makrofotografie sollte ein MFT oder APS-C Sensor den Beginn erleichtern.
Ein Makroobektiv ist von Vorteil, da man sehr nah an ein Motiv herankommt. Je höher die Brennweite, desto größer ist theoretisch der Aufnahmeabstand. Bei manchen Insekten mit Fluchtreflex kann dies von Vorteil. Allerdings stimmt dies in der Praxis nicht immer. Viele Makroobjektive haben eine Innenfokussierung und optische Konstruktion, wodurch in der Praxis oft kein oder kein großer Unterschied im Aufnahmeabstand besteht. Auch ein Teleobjektiv oder Tele-Zoom kann sich für die Fotografie von Schmetterlingen eignen. Der Aufnahmeabstand ist größer. Die Gefahr das ein Schmetterling flüchtet wird dadurch reduziert. Zudem kann man mit längeren Brennweiten den Hintergrund besser vom Motiv freistellen. Voraussetzung ist, daß man den gewünschten Abbildungsmaßstab erzielen kann. Festbrennweiten haben fast immer kürzere Naheinstellmöglichkeiten als ein Zoom. Oft kann man das noch mit einem Telekonverter, Zwischenring oder Vorsatzachromaten optimieren. Am Ende ist das immer vom Motiv und der gewünschten Abbildungsgröße abhängig.
In Nahbereich hat man oft nur sehr geringe Schärfentiefe. Aus diesem Grund sollte man möglichst manuell fokussieren. Die heutigen Autofokussysteme sind zwar sehr schnell und präzise. Dennoch ist es sehr ärgerlich, wenn die Schärfe knapp neben dem Auge eines Schmetterlings liegt. Bei manueller Fokussierung hat man hier die volle Kontrolle und kann die Schärfe an die gewünschte Stelle setzen. Ein Stativ mag zwar umständlich und zeitwaufwändig durch den Aufbau erscheinen? Aber es ist die Basis für scharfe Insektenfotos. In manchen Situationen kann auch ein Bohnensack als Stativersatz dienen. Aber das ist immer von der jeweiligen Aufnahmesituation abhängig. Zum Stativ gehört auch immer ein Fernauslöser. Ob man mit einem Drahtauslöser, Kabelauslöser und kabellose auslöst ist immer von den Möglichkeiten der Kamera und den eigenen Vorlieben abhängig. Einige moderne Kameras können auch über über eine App mit dem Handy oder Tablet ausgelöst werden.
Fotozubehör ist oft hilfreich. So auch ein kleiner Faltreflektor. Damit kann man das Objektv vor grellem Sonnenlicht abschatten oder bei Bedarf auch aufhellen. Noch besser als abschatten ist mit einem Faltdiffusor das Sonnenlicht weicher strahlen zu lassen. Vorteil: mehr Licht bei weicherem Licht. Manche Anbieter bieten 5-1 Faltreflektoren an. Dies beinhaltet einen Diffisor über den verschiedene Reklektoren in silber, gold, weiß und ein Abschatter in schwarz gezogen werden können. Damit ist man auf alle Lichtsituation gewappnet. Für Makrofotografen gibt es im Fachhandel verschiedene Klemmen und Zangen, mit denen man Grashalme oder Äste fixieren kann. Wozu? Sobald die Sonne aufgeht, entsteht Thermik. Thermik bedeutet Luftewegung und Wind. Damit sich der Grashalm oder die Blüte mit dem Schmetterling nicht im Wind bewegen kann, wird die Pflanzen unten mit einer Klemme an ein Stativ oder eine Stange fixiert.
Schmetterlinge fotografieren – das Fotoshooting
Am frühen Morgen, bevor die Sonne aufgeht, sind viele Insekt nocht langsam oder sogar von der Kälte unbeweglich. Die Fluchtgefahr wird unterbunden oder wenigstens stark eingeschränkt. Genau richtig für den Fototgrafen. Nun gehören viele Schmetterlinge zu den etwas größeren und auffälligen Insekten. Dennoch ist es schwer, diese in der Morgendämmerung ausfindig zu machen. Als hilfreich hat sich bei vielen Makrofotogafen das Fernglas Pentax Papilio II 8.5×21* erwiesen. Es ist das einzige Fernglas welches für den Nahbereich bis 50 cm berechnet wurde. Damit kann man im Nahbereich sehr gut nach Insekten im Gelände suchen.
Du hast einen Schlafplatz einer Schmetterlingsart ausfindig gemacht. Am Vorabend packst du deine Fotoausrüstung. Prüfe ob alle Akkus aufgeladen sind. Nimm ausreichend Ersatzakkus mit. Nimm genügende Speicherkarten mit. Mache dir eine Checkliste was du für das Fotoshooting alles benötigst. Gehe die Checkliste durch. Prüfe die Wettervorhersage. Wenn das alles erledigt ist, kannst du deinen Wecker stellen. Sorry, früh aufstehen ist die Basis für tolle und erfolgreiche Schmetterlingsfotografie. Du solltest vor Sonnenaufgang am Schlafplatz der Schmetterlinge sein. Keine Angst, da ist es nicht mehr dunkel. Die Morgendämmerung dauert in unseren Breitengraden recht lange. Rechne für die Anfahrt, dem Fußweg, dem aufspüren eines Schmetterlings und dem Aufbau der Kamera mit Stativ genügend Vorlaufzeit ein. Noch ein paar Hinweise bei der Fotografie in der Natur:
- Mache keine hektischen Bewegungen
- Zerstöre keine Pflanzen im Umfeld
Du hast einen Schmetterling gefunden, der dir fotogen erscheint. Positioniere die Kamera so, daß er entweder von der Seite oder bei geöffneten Flügeln direkt von oben abgebildet wird.
Beispiel eines Falters von der Seite aufgenommen. Das ist bei geschlossenen Flügeln die beste Methode. Zum einen benötigt man am wenigsten Schärfentiefe. Zum anderen kann man so meist den Hintergrund besser freistellen. Wobei das natürlich vom Umfeld und dem verwendeten Objektiv und der Blende abhängt. In dem Fall hat das Freistellen hervorragend geklappt.
Wenn ein Schmetterling die Flügel geöffnet hat, möchte man auch im Foto die Farbenpracht darstellen. Sofern möglich, bietet sich hier das Fotografieren in direkter Draufsicht an. Wenn die Flügel ganz geöffnet sind, kommt man oft mit geringer Schärfentiefe aus. Aber Achtung, die Fühler können durchaus außerhalb der Schärfe liegen, wenn diese nach oben zeigen.
Nun hast du die Kamera zum Schmetterling ausgerichtet. Der Schmetterling wird groß genug abgebildet. Stelle die Belichtungszeit, Blende, ISO und Schärfe alles manuell an der Kamera ein. Nur so kannst du das Foto nach deinen Vorstellungen gestalten und umsetzen. Voraussetzung ist natürlich das Grundwissen über diese Zusammenhänge. Wenn du den Zusammenhang von Blende, Verschlußzeit und ISO noch nicht verstehst, beschäftige dich unbedingt damit. Mache zur Übung auch Fotos um die Zusammenhänge und Unterschiede besser zu verstehen.
Bei sehr sonnigen Licht kann eine Belichtungskorrektur sinnvoll sein. Einige Schmetterlingsfotografen empfehlen eine Überbelichtung von 1 bis 2 Lichtstufen. Aber das hängt in erster Linie auch stark von der vewendeten Kamera ab. Ich kann diese Empfehlung nicht pauschal bestätigen, da man aus einmal überbelichteten Bildbereichen keine Bildinformationen mehr herausholen kann. Eine leichte Unterbelichtung kann man leicht im RAW-Konverter aufhellen und hat noch alle Bildinformationen.
Die Scharfeinstellung erfolgt am präzisten von Hand. Optimal ist dafür eine Kamera mit Schwenkdisplay, Live-View, Focus Peaking und einer Lupe. Wenn alle Einstellungen gemacht wurden erfolgt die Auslösung. Verwende bei Nah- und Makroaufnahmen unbedingt einen Fernauslöser. Die Berührung des Auslösers an der Kamera kann zu leichten Verwackelungen führen. Im schlimmsten Fall stimmt die Entfernungseinstellungen nicht mehr. Auch die Nutzung eines Selbstauslöers ist hier keine Alternative. Ein Fernauslöser sorgt hier für die gewünschten Einstellungen und ein perfektes Schmetterlingsfoto.
Mit diesen ersten Hinweisen solltest du gute bis sehr gute Schmetterlingsfotos realisieren können. Wie man sieht, macht man selten im Vorbeigehen ein gutes Schmetterlingsfoto. Neben dem fotografischen Grundwissen und die gekonnte Anwendung, benötigt man auch etwas Naturwissen. Der größte Faktor ist die Planung und Vorbereitung. Das Fotografieren selbst erfordert relativ wenig Zeit. Ein weiterer Erfolgsfaktor bei jeder Art von Tierfotografie ist Geduld. Ohne Geduld wirst du kaum gute Schmetterlingsfotos machen können. Nicht immer wird man einen Schmetterling finden. Ich kann dich aber beruhigen. Oft entdeckt man andere Tiere und Insekten, welche genauso fotogen sein können. Ich habe es oft erlebt, daß ein anderes Motiv genauso fotogen sein kann.
Schmetterlinge fotografieren – im Schmetterlingshaus
Zum Abschluß habe ich euch noch einen Tipp zur Schmetterlingsfotografie. Vor allem für Neulinge und Einsteiger in die Makrofotografie. Am Anfang ist es hilfreich, wenn man sich mit seiner Kamera und den Objektiven erst mal durch viel üben vertraut macht. Learning by doing. So lernt man die Zusammenhänge am schnellsten. Man lernt auch schnell wo die Grenzen liegen. Wie kann man gewisse Probleme lösen?
Auch in Deustschland gibt es einige Schmetterlingshäuser. Manche sagen auch Schmetterlingszoo oder Schmetterlingspark dazu. Das sind meist Gewächshäuser die tropisch klimatisiert werden. Dort werden Schmetterlinge aus tropischen Regionen vermehrt und in einem tropischen Umfeld gehalten. Besucher können dort gegen Eintritt einen Ausflug in einen Tropenwald mit vielen bunten Schmetterlinge machen.
Da die meisten dieser Schmetterlingsarten relativ groß sind, kann man sie zum Teil auch einfacher fotografieren. Eine Übersicht über Schmetterlingszoos gibt es auf Wikipedia. Allerdings scheint mir diese Liste nicht vollständig zu sein? Manch botanischer Garten hat auch solch ein Schmetterlingshaus. Im zoologisch-botanischen Garten der Wilhelma in Stuttgart gibt es im Amazonas-Haus auch einen kleinen Bereich mit Schmetterlingen. Allerdings ist dieser Teilbereich nicht mit den viel größeren Schmetterlingshäusern vergleichbar. Zum üben und testen der eigenen Fotoausrüstung ist ein Schmetterlingshaus durchaus einen Besuch wert. Prüfe auch ob ein botanischer Garten in deiner Region vielleicht Schmetterlinge hält.
Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg beim fotografieren von Schmetterlingen!