Münzen fotografieren? Habt ihr das schon einmal versucht? Wenn ja, dann wisst ihr sicherlich, daß dies gar nicht so einfach ist. Nicht umsonst gilt in der Produktfotografie das Fotografieren von Glas und metallischen Oberflächen als Köngisdisziplin. Warum ist das so? Weil sich auf metallischen Oberflächen alles spiegelt. Kamera, Objektiv, Stativ, Fotogaf und das komplette Umfeld.
Nun kommt es natürlich auch darauf an, was der Fotograf mit den Fotos machen möchte? Für welchen Zweck sollen die Fotos verwendet werden? Ein Münzsammler, welcher seine Sammlung dokumentieren will, wird nicht so hohe Anforderungen an das Foto haben. Ihm geht es hauptsächlich um die einfache Dokumentation seiner Sammlung. Wenn er allerdings eine Münze online zum Verkauf anbieten will, möchte er diese im besten Licht darstellen. Da steigen die Ansprüche an die Fotoqualität. Ein Münzhändler wiederum, wird höchste Ansprüche an ein Foto haben. In seinem Fall soll die Münze detailliert in hoher Auflösung und feiner Struktur bestens dargestellt werden. Ein Hersteller oder Anbieter von hochpolierten Sammlermünzen wird seine Produkte im Hochglanz präsentieren wollen. Perfekte Inszenierung wird in solchen Fällen verlangt. Am Ende ist es auch persönliche Geschmackssache, in welcher Form und Struktur eine Münze fotografisch dargestellt werden soll.
Das sind nur ein paar Kritierien an ein Foto einer Münze. Dazwischen gibt es sehr viele Abstufungen. Vom geknipsten Erinnerungsfoto bis zum perfekt ausgeleuchteten Produktfoto gibt es eine große Bandbreite an denkbaren Anforderungen. Ich werde euch mehrere Möglichkeiten zeigen, wie Ihr eure Münzen fotografieren könnt. Manche Umsetzungsmöglichkeiten könnt ihr vermutlich mit bestehenden Geräten realisieren. Bei anderen muß vielleicht noch in neue Technik oder Zubuehör investiert werden. Zum besseren Vergleich fotografiere ich immer die gleiche Münze. Ein Maria Theresia Taler aus Silber. Damit die Strukturen am besten hervorgehoben werden, ist die Lichtführung sehr wichtig.
Münzen fotografieren – Scannen
Ich habe in einen Flachbettscanner einfach die Münze mit höchster Auflösung gescannt:
Kann sein, daß solch ein Ergebnis dem Sammler ausreichend ist. Ich habe da höhere Ansprüche. Man könnte den weißgrauen Rand noch mit einem grauen oder schwarzen Karten über der Münze verbesseren. Der Kontrast der Münze ist recht gut. Die Struktur kommt bereits gut zur Geltung. Allerdings gibt es einen leichten Farbstich in magenta. Mit einem besseren Hintergrund durchaus als Dokumentation der eigenen Sammlung brauchbar. Den teilweise vergrauten Hintergrund könnte man auch noch mit Photoshop oder einer anderen Bildbearbeitungssoftware freistellen.
Münzen fotografieren – Smartphone
Die Aufnahmen entstanden mit einem Samsung S10. Als Lichtquelle diente eine LED-Fotoleuchte.
Die Münze wurde auf ein scharzes Tuch aus Samt gelegt. Von rechts oben strahlte eine LED-Fotoleuechte die Münze an. Damit das Licht weicher wird, befand sich ein Diffusor zwischen der Lichtquelle und der Münze. Die gibt es im Fotohandel faltbar in verschiedenen Größen und Formen. Alternativ kann man alles was weiß transparent und matt ist verwenden. Kunststoffe, Folien und Papier aus weißmatten Oberflächen sind mögliche Alternativen.
Zum Vergleich mit Seitenlicht statt Oberlicht. Man erkennt das auch gut am längeren dunklen Schatten auf der rechten Seiten. Die Struktur kommt etwas besser zur Geltung. Der Schatten auf der rechten Seite stört mich allerdings.
Auch eine Aufnahme mit Seitenlicht aber diesemal mit weißen Styropor von rechts aufgehelt. Der Schlattschatten wird reduziert. Die Zeichnungen in den Strukturen allerdings auch. Die Strukturen sind minimal kräftiger als beim ersten. Am Ende ist es wohl Geschmackssache was einem persönlich am besten gefällt.
Münzen fotografieren – Kompaktkamera
Den Teil überspringe ich einfach. Im Prinzip ist die Vorgehensweise identisch wie beim Smartphone und der Systemkamera. Welche Anforderungen eine Kamera erfüllen sollte habe ich bereits mit Vorschlägen in Kameras für die Makrofotografie beschrieben.
Münzen fotografieren – Systemkamera – einfach
Erst einmal ein Foto vom Aufbau. Die Kamera ist auf einem Reprostativ montiert. Die Münze liegt auf der Grundplatte des Reprostatives. Die Kamera wird mit einem Kabelfernauslöser bedient. Rechts oben ist ein Diffusor über dem eine LED-Fotoleuchte das Motiv beleuchtet. Die Kameraart und Marke spielt hier keine Rolle. Von Vorteil sind manuelle Einstellmöglichkeiten. Wenn die Kamera RAW-Dateien machen kann, sollte man dies nutzen, da man in der Nachbearbeitung mit einer Bildbearbeitungssoftware wesentlich mehr verbessern kann.
Statt einem Reprostativ kann alternativ fast jedes Dreibeinstativ verwendet werden. Wichtig ist lediglich eine exakte Ausrichtung der Kamera und der Unterlage auf der die Münze liegt. Bei der LED-Leuchte ist eine mit einstellbarer Farbtemperatur von Vorteil. 5000 bis 5600 Kelvin enstprechen in etwa Tageslicht. Bei Leuchten mit anderer Farbtemperatur, kann man das mit einer besseren Kamera mit dem Weißabgleich korrigieren. Hat die Kamera keinen Weißabgleich ist das auch mit einer Bildbearbeitungssoftware korrigierbar.
Als Kamera habe ich eine Fuji X-T2 und ein XF 60 mm Makroobjektiv benutzt. Wie bereits erwähnt spielt die Kameraart und Marke keine Rolle. Mit fast jeder Kamera mit Naheinstell- oder Makromöglichkeit kann man solche Fotos machen. Wenn man kein Makroobjektiv hat, versucht man es mit einem vorhandenen Objektiv. Wenn das nicht nah genug an das Motiv kommt, kann man das mit Zwischenringen verbessern. Zumindest bei Kameras mit Wechselobjektiven gibt es für fast jeden Anschluß günstige Anbieter von Zwischenringsätzen. Bei Kameras mit fest verbauten Objektive gibt es eventuell Vorsatzlinsen, welche den Nahbereich verbessern. Nahlinsen sind meist nur in der Mitte optisch gut und im Randbereich erzeugen sie Bildunshärfen und optische Fehler. Bessere Alternative sind da Vorsatzachromate. Raynox 150 oder Raynox 250 sind sehr gute Produkte. Für die meisten Münzen dürfte die Raynox 150 ausreichen.
Das Foto enstandt mit LED-Licht von links oben mit einem Diffusor weicher gemacht. Schöne Struktur und nur geringer Schatten auf der rechten Seite. Im Vergleich zur Aufnahme mit dem Smartphone wirkt das Bild schärfer und der Kontrast hebt die Strukturen besser hervor.
Das gleiche Motiv mit gleichem Lichtaufbau. Hier wurde ein schwarzes Tuch aus Samt unter die Münze gelegt. Der Belichtungsmesser wird durch das schwarz getäuscht und hellt das ganze Bild auf. Die Münze ist überbeleichtet.
Hier noch einmal die überbelichtete Münze nach der Bearbeitung in Lightroom. Die Aufnahme wurde in RAW gemacht um bei der Nachbearbeitung den maximalen Spielraum ausnutzen zu können. In Lightroom habe ich lediglich die Lichter stark reduziert und die dunklen Bereiche aufgehellt.
Tipp zur Belichtung: Verwende einen grauen Fotokarton als Untergrund. Alle Belichtungsmesser sind auf 18% grau geeicht. Mit einem hellgrauen Fotokarton wird die Belichtung meist perfekt passen. Ausnahme wenn die Münze das Licht stark reflektiert. Alternativ testet man für seinen Standardlichtaufbau manuell die passende Belichtungszeit, Blende und ISO. Diese Werte kann man dann für spätere Aufnahmen 1:1 übernehmen. So hat erzielt man immer ein gleichbleibendes Ergebnis.
Tipp zur Beleuchtung: Je weiter die Lichtquelle vom Diffusor entfernt ist, desto weicher wird das Licht. Je näher die Lichtquelle am Diffusor ist, desto härter wird das Licht. So kann man die Konturen einer Münze durch gezielte Lichtsetzung fein herausarbeiten.
Bei dieser Aufnahme wurde die Belichtung korrigiert. Das gelbe Patina vom Silber kommt besser zur Geltung. Bei der Überbelichteten Aufnahme ging diese verloren.
Die gleiche Aufnahme mit einer Aufhellung mit einer weißen Styproporplatte von rechts. Die Belichtung ist ausgeglichener. Der rechte Schlagschatten ist noch vorhanden. Mir gefällt diese Variante besser als die ohne Aufhellung, da mehr Details zum Vorschein kommen.
Münzen fotografieren – Systemkamera – verbessert
Mit dem Oberlicht ist für meinen Geschmack zu wenig Struktur der Münze erkennbar. Wenn man die Lichtquelle weiter seitlich nutzt sollte das besser werden.
Mit Seitenlicht von links gefällt mir die Struktur schon sehr gut. Auch die gelbliche Patina der Silbermünze wird gut dargestellt. Allerdings hat man wieder auf der rechten Seite einen unschönen Schlagschatten.
Also habe ich den Schlagschatten von rechts mit einer weißen Styroporplatte aufgehellt. Sorry, daß gefällt mir überhaupt nicht. Die Struktur geht verloren. Ohne Aufhellung gefällt mir die Münze besser. Man könnte mit Bildbearbeitung die Münze freistellen und so den Schattenschlag entfernen. Aber wozu noch mehr Arbeit und Zeit reinstecken, wenn das auch auf fotografischen Weg geht?
Münzen fotografieren – Systemkamera – Optimal
Die Lösung ist ganz einfach. Eine zweite Lichtquelle. Erst einmal zeige ich den geänderten Lichtaufbau:
Wieder die Kamera mit Makroobjektiv am Reprostativ montiert. Die Münze liegt auf einem weißen Plexiglastisch. Eine LED-Leuchte leuchtet von rechts. Eine zweite LED-Leuchte leuchtet von unten die Münze als Gegenlicht die Schatten auf.
Meine Vorgehensweise. Erst einmal wird nur die rechte (von der Kamera linke) Leuchte eingeschaltet. Durch den flachen Leuchtwinkel kommt die Struktur der Münzenoberfläche sehr gut zur Geltung. Ich stelle die Blende auf 5,6 manuell ein, da das Objektiv mit diesem Blendenwert die optimale Schärfe hat. Die ISO wird auf 200 dem Standardwert meiner Kamera manuell eingestellt. Andere Kameras haben hier zum Teil ISO100., Die Verschlußzeit wird mit Testaufnahmen ermittelt, bis mir das Münzenfoto gefällt. Sieht schon gut. Aber immer noch gibt es den Schatten auf der rechten Seite. Aber ich bin ja noch nicht fertig.
Den Schatten bekommt man weg, wenn man eine zweite Lichtquelle von unten einschaltet. Das weiße Plexiglas wird durchleuchtet. Der Schatten wird überstrahlt und ist nicht mehr sichtbar.
Perfekt. Die Münze hat eine schöne Oberflächenstruktur. Der Hintergrund ist neutral und freigestellt. Falls der Hintergrund nicht reinweiß ist, einfach die Lichtmenge mit der Leuchte unter der Plexiglasscheibe erhöhen. Im rechten Bereich ist mir die Münze noch einen Tick zu dunkel. Den Leuchtwinkel etwas erhöhen dürfte Besserung bringen. Am Ende bin ich mit dem Ergebnis dennoch sehr zu frieden.
In erster Linie geht es mir aufzuzeigen, wie man eine Münze besser fotografisch zur Geltung bringen kann. Ein Seitenlicht bringt die Struktur der Oberfläche am besten zur Geltung. Ein Gegenlicht durch einen transparenten Untergrund beseitigt den Schlagschatten der Münze ohne das Licht auf der Oberfläche zu beeinflussen. Eine Kamera, ein Stativ, zwei LED-Lichtquellen und eine weiße Plexiglasscheibe. Das sind die Grundzutaten um Münzen gut fotografieren zu können.
Fotoausrüstung um Münzen zu fotografieren
- Kamera für Nahaufnahmen
- Makroobjektiv
- alternativ zum Makroobjektiv ein anderes Objektiv mit Zwischenringen oder Vorsatzachromat
- Reprostativ Kaiser RS 2 XA 5411*
- alternativ ein Dreibeinstativ
- Helios Acryl Brücke opal (von Foto Brenner) gibt es einzeln oder Set in 3 Größen
- alternativ ein auf einer Seite weißmatte / opale Acrylplatte
- 2 LED-Leuchten Aputure MC*
Das sind die Grundzutaten für ein gutes Münzenfoto. In erster Linie ist das Licht für ein gutes Foto verantwortlich. Die Kamera und Objektiv spielen hier nur eine Nebenrolle. Kamera und Objektiv müssen lediglich das gesetzte Licht umsetzen können. Die LED-Leuchten können auch durch eine Handy-Taschenlampe oder andere LED-Leuchten oder Elektronenblitzgeräte ersetzt werden. Das LED-Dauerlicht hat den Vorteil, daß man gleich das Ergebnis beurteilen kann. Mit Blitzgeräten geht es aber genauso, erfordert aber ein paar Testaufnahmen mehr.