Libellen sind für mich faszinierende Fluginsekten. Zwei Jahre lang habe ich vom Frühjahr bis in den Herbst an einem Gewässer Libellen fotografiert. Um zu guten Fotos zu gelangen, ist es sehr hilfreich, wenn man die Gewohnheiten von Libellen genau kennt. So sind Libellen, wie auch viele andere Tiere, leichter zu berechnen.
Fast jede Libellen-Art hat eine Art von eigenen Stundenplan. Bei passendem Wetter gibt es bestimmte Zeiten wo man bestimmte Libellen am Gewässer zur Jagd oder Paarung antrifft! Einige Libellen fliegen dabei in einem bestimmten Radius sozusagen ihr Revier regelmässig ab. Die Flugbahn ist fast immer die gleiche. Mit diesem Wissen kann man erfolgreich Flugaufnahmen realisieren.
Während der Paarung oder Eiablage sind Libellen meist mit sich selber so beschäftigt, daß man sie oft in ruhiger Stellung fotografieren kann. Ich habe mir die Bücher Libellen Baden-Württembergs Band 1 + 2 gekauft. Darin werden über 80 Libellenarten sehr detailliert beschrieben. Sehr gut sind auch die beschriebenen Verhaltensweisen für die Fotografie nutzbar.
Beide Bücher gibt es leider nur noch gebraucht. Offenbar sind es begehrte Werke über die Libellen. Der Gebrauchtpreis wird bei Amazon mit knapp 80 € für ein Buch angegeben! Neu haben sie die Hälfte gekostet.
Meine ersten Libellenfotos habe ich noch auf Diafilm belichtet. Diese wurden mit einer Nikon F100 und meist mit einem Sigma 5,6/400mm + Zwischenring fotografiert. 400mm Tele?
Richtig. Tagsüber haben Libellen eine recht große Fluchtdistanz. Das 400er hat sich bei mir um diese Tageszeit sehr gut bewährt. Da es keinen tollen Nahbereich hat, verwende ich meist einen Zwischenring. So kann ich auch die kleinen Libellen im Vollformat auf den Film ablichten. Da so eine Brennweite unhandlich ist und auch ein ordentliches Gewicht hat, benutze ich es immer mit einem Einbeinstativ.
Das kleine Grantauge ist eine relativ kleine Libellen-Art. Mit dem Zwischenring konnte ich diese im vollen Format ablichten.
Während der Paarung hat man oft ein paar Sekunden Zeit um das Pärchen zu fotografieren. Bei sonnigen Wetter ist allerdings der Wind der größte Feind eines Makrofotografen. Der Grashalm hat sich permanent aus dem Bild bewegt.
Dies lässt sich auch vermeiden. Wenn man zur Morgendämmerung und Abenddämmerung Libellen fotografiert. Am Morgen sind diese oft noch in einer Kälstestarre. Allerdings muß man sie dann erst einmal suchen und finden, da sie noch nicht munter durch die Gegend fliegen. Meist sitzen sie tief im Gras oder auf Bäumen. Nicht einfach eine Libelle am Schlafplatz zu finden.
Und die meisten Libellen halten sich in der Nacht nicht am Gewässer auf. Dennoch gibt es einige Kleinlibellen die man an Grashalmen entdecken kann. Diese kann man vor Sonnenaufgang meist in Ruhe mit Stativ aufnehmen. Für die Einstellung vom Bildauschnitt und Schärfe kann man sich meist mehr Zeit lassen. Ich habe so schon mit Balgengerät und Dreibeinstativ erfolgreich Libellen ablichten können.
Die weibliche Königslibelle fliegt an sonnigen Tagen unruhig am Gewässer umher. Erst bei der Eiablage sitzt sie endlich mal ruhig auf einem Zweig oder einer Wasserpflanze.
Der große Blaupfeil ist an einem heißen Sommertag um die Mittagszeit von seinem Sitz, dem Ast, immer wieder auf Futterpatroulie die gleiche Flugroute geflogen.
Also habe ich auf den Ast manuell die Schärfe focusiert. 400mm Teleobjektiv. Mit einer Nikon D70. Über 30 Flug- und Anflugfotos sind so in 2h entstanden enstanden. Die besten 4 Flugphasen habe ich dann zu einem Bild montiert.
Ohne das Grundwissen aus der Fachliteratur über die Gewohnheiten dieser Libellenart, wäre ich achtlos an dem Motiv vorbei gelaufen.
Im Oktober 2014 hat uns auf dem Balkongeländer diese Heidelibelle besucht. Es war kühles Wetter aber sonnig. Obwohl ich mich der Libelle penetrant mit einem 105er Makro genähert habe, blieb sie ruhig sitzen. Vermutlich hat sie sich in der Sonne erst einmal wieder aufwärmen müßen? Nach ein paar Minuten war sie wieder weg.
Das nächste Gewässer ist über einen halben Kilometer entfernt. Trotz der Blende 8 sieht man ganz gut, wie gering die Schärfentiefe in diesem Nahbereich bereits ist.
Tipps für gute Libellenfotos
- Über die Lebensgewohnheiten von Libellen informiert, erhöht die erfolgreiche fotografische Ausbeute
- Vor Sonnenaufgang, noch in der Dämmerung können Libellen oft noch in der Kältestarre fotografiert werden. Zum flüchten ist es noch zu kalt.
- Fotos mit guten Kompaktkameras oder Smartphones sind auch von Libellen möglich. Je nach Naheinstellbereich, kann eine Nahlinse oder Achromat den Makrobereich verbessern.
- Das gleiche gilt auch für Bridgekameras.
- Bei Spiegelreflexkameras kann die ganze Bandbreite an Objektiven für Nahaufnahmen eingesetzt werden. Was zählt ist das Ergebnis. Ein gutes Libellen-Foto. Makro-Objektive, Teleobjektive, Zwischenringe, Balgengerät als auch Nahlinsen und Archormaten können zum Einsatz kommen. Abhängig vom Motiv und dem gewünschten Ergebnis.
- Je nach Fotoausrüstung helfen ein Einbeinstativ, Dreibeinstativ oder ein Bohnensack bei der Fotopirsch. Bei sonnigem Wetter bringt ein Diffuser / Aufheller weicheres Licht. Harte Schatten werden dadurch vermieden oder reduziert.
- Früh aufstehen lohnt sich.
- Geduld, Geduld und noch einmal Geduld. Nicht immer läuft es nach Wunsch. Ausdauer zahlt sich auch bei der Libellenfotografie aus.
Weitere Fotos von Libellen gibt es in der Fotogalerie.
Na? Lust auf Libellenfotos bekommen?
Dann schnappt eure Kamera und lauert den Flugkünstlern mit der Kamera auf.
Gut Licht!