Insekten fotografieren

Tipps und Tricks

Wie kann man am besten Insekten Fotografieren? Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort. Zu unterschiedlich sind die Anforderungen und Bedingungen. Im Prinzip gibt es mehrere Wege zu einem sehr guten Insektenfoto. Am Ende ist es vom Motiv, den Bedingungen, der verfügbaren Fotoausrüstung, den Vorstellungen und dem Wissen und Können des Fotografen abhängig. Ich werde euch hier drei Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen vorstellen. Keine davon ist immer die perfekte Lösung. Dazu gibt es zu viele Unwägbarkeiten, die man nicht immer beeinflussen kann. Wann welche Methode die optimale ist muß jeder durch fotografieren selbst herausfinden. Nur so kann man besser einschätzen welche Aufnahmemethode in welcher Situation sich am besten eignet.

Gefühlt habe ich den Eindruck, daß die meisten Menschen die Makrofotografie mit der Fotografie von Insekten gleichsetzen. Dabei gibt es auch viele andere Motive im Makrobereich zu entdecken. Aber vielleicht liegt es auch daran, daß Insekten zur artenreichsten Tiergruppe gehören? Das die Schönheit oder Faszination von vielen Insekten erst in einem Makrofoto sichtbar wird? Scheinbar zieht das viele Fotografen magisch an. Oder ist es der natürliche Jagdtrieb der noch in uns Menschen steckt? Die Jagd nach einem großartigen Insektenfoto? Ich weiß es nicht. Zumindest freut man sich über ein gelunges Insektenfoto enorm.

Welche Insekten fotografieren?

Insekten gibt es in unterschiedlichen Größen. Am einfachsten sind für den Einstieg Schmetterlinge, Libellen, Heuschrecken, Bienen und Hummeln. Von diesen Insektenarten gibt es einige größere Exemplare. Ein großes Motiv bedeutet in der Makrofotografie ein einfacheres Motiv. Zumindest braucht man nicht so nah an das Motiv herangehen, um es formatfüllend fotografiert zu bekommen. Im Optimalfall gelingt sogar ein Portrait des Tieres?

Soviel zur Theorie. Die Praxis sieht meist anders aus. Auch große Insekten muß man erst einmal finden. Am besten geht daß, wenn man die Gewohnheiten und ein Biotop mit Vorkommen kennt. Aber selbst mit diesem Wissen, wird man nicht immer ein erfolgreiches Foto machen können. Aber das gehört zur Tierfotografie dazu. Auch der Insektenfotograf braucht Geduld. Manchmal sogar viel Geduld. Du hast keine Geduld? Dann lass die Finger von der Fotografie von Insekten. Das sind lebende Tiere. Die laufen nicht auf Wunsch vor die Kamera. Wenn du aber bereit bist Geduld mitzubringen hast du bereits die wichtigste Eigenschaft für gute Insektenfotos.

Ich habe vor über zehn Jahren für zwei Jahre lang nur Libellen fotografiert. Zur Vorbereitung habe ich mir Fachliteratur gekauft und über den Winter studiert. Danach wusste ich in etwa, wann welche Libellen in welchen Bereichen und zu welcher Tageszeit an einem Gewässer auftreten könnten. In diesen zwei Jahren sind auch sehr gute Libellenfotos entstanden. Eine Spezialisierung auf eine Insektenart hat Vorteile. Man lernt bei jedem Fotoausflug neu dazu. Fast jedes mal werden die Fotos besser. Man kommt aber auch einige Male ohne Foto oder nur mit mässigen Fotos zurück. Aber da kommt der Faktor Geduld und Ausdauer zum tragen. Nicht entmutigen lassen. Beim nächsten oder übernächsten Mal wird es besser werden. Zudem lernt man bei einer Motiv-Spezialisierung die Gewohnheiten der Tiere besser kennen. Irgendwann, kann man bestimmte Verhaltensweisen erahnen und kann so auch gezielter und vor allem bessere Fotos realisieren.

Eine Spezialisierung hat aber auch Nachteile. Man bemerkt die anderen Insekten kaum noch. Wenn ich keine Libellen angetroffen habe, suchte ich nach anderen Insekten. Meist findet man auch alternative Motive. Also nicht nur auf eine Insektenart versteifen. Offen bleiben für weitere Fotomotive. Mögliche Insekten liste ich einfach mal auf:

  • Schmetterlinge
  • Libellen
  • Käfer
  • Rüsselkäfer
  • Fliegen
  • Bienen, Hummeln, Wespen, Hornissen
  • Wanzen
  • Spinnen (sind keine Insekten, fotografisch aber vergleichbare Herausforderung)

Die Liste ist sicherlich nich vollständig. Sie soll lediglich ein möglicher Denkanstoß für Motive sein. Alleine bei den Käfern gibt es endlos viele Arten. Nur die Rüsselkäfer werden weltweit auf 40.000 bis 60.000 verschiedene Arten geschätzt! In Deutschland soll es etwa 950 verschiedene Rüsselkäfer-Arten geben! Bis man diese alle gefunden hat. Da vergehen Jahrzehnte, sofern man überhaupt alle Arten in der Natur vor die Linse bekommt. Ich habe in meinem Leben noch nie einen Rüsselkäfer bewusst wahrgenommen. Vor ein paar Monaten habe ich mir ein Bestimmungsbuch gekauft. An Hand der Literatur habe ich in den letzten Monaten bestimmte Pflanzen genauer betrachtet. Und tatsächlich 3 verschiedene Rüsselkäfer-Arten habe ich entdeckt! Die Fotos waren bisher alle unbrauchbar. Leider hatte ich in allen drei Fällen nicht die passende Fotoausrüstung dabei oder der Wind hat Focus Stacking unmöglich gemacht. Vielleicht klappt es im nächsten Anlauf?

TIPP! – Falls du dich für eine Insektenart als nächstes Fotoziel entscheidest, informiere ich dich vorher über diese Insekten. Fachliteratur und das Internet bieten hier die besten Möglichkeiten. Wenn du vorher weißt, wo die gesuchten Insekten vorkommen könnten, kannst du gezielter solche Biotope auswählen und aufsuchen. Auch Insekten haben bestimmte Gewohnheiten. Oft gibt es nur einen bestimmten Zeitraum wo manche Insekten Vorkommen. Oft gibt es bestimmte Tätigkeiten, wo man Insekten leichter fotografieren kann. Bei vielen Libellen ist die Paarung ein Zeitpunkt, wo man leichter an die Tiere herankommen kann. Viele Insekten sind in am kühlen Morgen noch nicht bewegungsfähig. In der Phase kann man oft ungestört ein Insekt in aller Ruhe fotografieren.

Welche Kamera um Insekten zu fotografieren?

Mögliche Kameras für die Makrofotografie habe ich bereits beschrieben. Diese eignen sich auch fast alle für die Fotografie von Insekten. Allerdings kommt es auch auf die Größe des Insektes an. Wenn du in erster Linie Insekten fotografieren möchtest, würde ich eine Olympus oder Panasonic MFT-Systemkamera empfehlen. Der kleinere MFT-Sensor hat mehr Vor- als Nachteile bei der Fotografie im Makrobereich. Wenn du wirklich ernsthaft in die Makrofotografie einsteigen willst, wähle ein Kameramodell mit Focus-Stacking oder Post Focus Möglichkeit. MIt einem kompatiblen Makroobjektiv erleichtert das später die Möglichkeiten. Weitere sinnvolle Arbeitshilfen sind eine Lupenfunktion und vor allem Focus Peaking. Mit Focus Peaking kann man manuell sehr exakt die Schärfe einstellen. Für mich die wichtigstes Funktion in der Makrofotografie.

Wer auch andere Motive fotografieren möchte, wird eventuell einen größeren Sensor haben wollen. APS-C ist ein guter Mittelweg zwischen Vollformat und MFT. Fuji, Sony, Canon und Nikon bieten hier spiegellose Systemkameras an. Nikon und Canon auch Spiegelreflexkameras. Wenn man Insekten fotografieren möchte, haben die kleineren und leichteren Systemkameras meist Vorteile gegenüber einer Spiegelreflex. Leichter und handlicher und Focus Peaking machen viele Systemkameras gegenüber DSLR`s überlegen in der Makrofotografie.

Auch mit Vollformatkameras von Sony, Canon und Nikon kann man Makrofotos machen. Der größere Sensor erschwert allerdings manche Insektenfotos. Mit Übung kann man aber auch damit sehr gute Insektenfotos realisieren. Auch hier haben die Systemkameras die gleichen Vorteile gegenüber Spiegelreflexkamaeras. Beim Vollformat lässt sich ein Motiv leichter freistellen.

Welches Objektiv um Insekten zu fotografieren?

Es kommt darauf an. Optimal ist ein Makroobjektiv. Welche technische Ausstattung das haben soll, hängt von der fotografischen Herangehensweise ab. Vom rein manuellen bis zum Autofokus mit oder ohne Bildstabilisiator ist alles möglich. Beim Arbeiten mit Stativ bringt der Bildstabilisator nichts. Im Gegenteil, er würde die Schärfe reduzieren. Und je näher man an ein Motiv heran geht, desto weniger gut funktioniert ein Bildstabilisator.

Wenn man noch kein Makroobjektiv besitzt, kann man auch mit anderen Methoden den Nahbereich eines vorhandenen Objektives verbesseren. Zwischenringe oder Vorsatzachromate verkürzen den Naheinstellbereiche eines jeden Objektives. Beide sind preislich günstig erhältlich. Oder man hat noch ein uraltes manuelles Standard oder Weitwinkelobjektiv? Mit einem Retroring wird aus einem 50 mm an einer Vollformatkamera eine Makrolinse für 1:1 Aufnahmen. Allerdings kann man in Retrostellung keine Entfernung einstellen. 1:1 = 24×26 mm Bildausschnitt bei Vollformat sind fix. Bei vielen Systemkamera kann man alte Objektive über einen Adapter verwenden. Mit Zwischenringen oder einem Vorsatzachromaten kann man auch damit den Nahbereich verbessern. Der Einstieg in die Makrowelt muß nicht teuer sein. Für die ersten Gehversuche reichen einfache technische und kostengünstige Mittel aus.

Für Makrofotografen beginnt der Makrobereich ab einem Abbildungsmaßstab von 1:1. Allerdings ist diese Angabe etwas verwirrend. Bei Vollformat wäre das ein Bildausschnitt von 24×36 mm. Bei APS-C 22,8×14,8 mm. Und bei MFT hat man nur einen kleinen Bildausschnitt von 17,3 x 13 mm. Vereinfacht gesagt, hat man bei 1:1 beim MFT den halben Bildausschnitt wie beim Vollformat. Kleinere Motive werden bei gleichem Abbildungsmaßstab größer abgebildet.. Logisch, daß sich MFT insbesondere für die kleinsten Motive oft besser eignet.

Makroobjektive gibt es mit unterschiedlichen technischen Features. Mit oder ohne Autofokus. Mit oder ohne Bildstabilisator. Leicht und schwer. Handlich und unhandlich. Alles ist möglich. Viele Maktofotografen nutzen eine manuelle Fokussierung. Die Autofokussysteme sind in den letzten Jahren, insbesondere bei Systemkameras, enorm verbessert worden. Dennoch kommt man in der Makrofotografie irgendwann an die technischen Grenzen des Autofokus. Meist sucht er viel zu lange nach der Schärfe. Das Motiv ist bereits verschwunden. Oder er findet gar keine Schärfe. Das sind Erfahrungswerte, wann man im Makrobereich den Autofokus abschalten sollte. Das hängt von Kameramodell und Objektivtechnik ab. Je näher man an ein Motiv herann geht, desto eher wird man mit manueller Fokussierung schneller und exakter sein. Dazu braucht es aber auch viel Übung. Oft hat man nicht einmal einen Millimeter Schärfentiefe.

Eine Innenfokussierung ist meist ein Vorteil. Beim scharfstellen werden im inneren Linsenelemente verschoben. Dadurch verändert sich die Baulänge beim fokussieren nicht. Bei Objektiven ohne Innenfokussierung wird die Frontlinse im Nahbereich beim fokussieren nach vorne geschoben. Das kann manches Tier erschrecken und zur vorzeitigen Flucht bewegen.

Wen deine Kamera Focus Stacking kann, ist ein kompatibles Objektiv mit Autofokus zu empfehlen. Auch wenn man manuell die Schärfe fokussiert. Fokus Stacking macht dann die Kamera selbst. Das funktioniert aber nur mit Autofokusobjektiven. Wer keine Kamera mit Focus Stacking Funktion hat, kann im Makrobereich auf den Autofokus verzichten. In den Fällen kann man auch ein manuelles Objektiv nutzen. Der Vorteil ist meist eine kompaktere und leichtere Bauweise. Auch die Fokussierung ist bei manuell konstruierten Objektiven oft geschmeidiger einstellbar.

Ein Bildstabilisator funktioniert im extremeren Makrobereich meist nicht mehr. Für Aufnahmen von größeren Schmetterlingen oder Libellen mit einem Teleobjektiv ist ein Bildstabilisator im Objektiv und oder der Kamera eine große Hilfe. Solche Aufnahmen mache ich mit meiner Fuji oft mit dem 70-300 mm Zoom. Ohne den Bildstabilisator wären viele Aufnahmen verwackelt. Dank der automatischen Stabilisierung sind die meisten Fotos scharf.

Inzwischen gibt es von vielen Marken- und Fremdherstellern eine breite Auswahl an Makroobjektiven und Telebrennweiten die sich für den Nahbereich eignen. Im Artikel über Makroobjektive findet ihr weitere Informationen und Artikel zu dem Thema.

1. Methode Insekten fotografieren

Ich würde diese Methode nicht fotografieren nennen. Im Prinzip ist es eher das klassische Knipsen. Wobei man durch die Auswahl eines Objektives schon mit einer Grundidee losziehen will. Man geht mit einer Kamera und einem Makroobjektiv oder einem Objektiv mit gutem Nahbereich auf die Fotojagd nach Insekten. Zumindest mit minimaler Fotoausrüstung.

Gelbe Dungfliege (Scathophaga stercoraria)
Gelbe Dungfliege (Scathophaga stercoraria)

So entstand auch das Foto der gelben Dungfliege, welche an einem tierischen Exkrement Nährstoffe aufnahm. Aufgenommen mit einem 80 mm Makroobjektiv und einer APS-C-Kamera. Die Fliege wahr mit der Nahrungsaufnahme so beschäftigt, daß sie mich gar nicht wahrgenommen hat. Ich konnte relativ nah heran. Die Schärfe habe ich von Hand eingestellt. Danach habe ich den Oberkörper so lange nach vorne und hinten bewegt bis Fokus Peaking die Schärfe auf den Augen angezeigt hat. Drei Aufnahmen habe ich gemacht. Nur die eine war wirklich auf den Augen scharf.

Rosenkäfer (Cetonia aurata) auf Holunderblüten
Rosenkäfer (Cetonia aurata) auf Holunderblüten

Auch der Rosenkäfer auf den Holunderblüten wurde auf einem Spaziergang fotografiert. Aufgenommen mit einem 70-300 mm Telezoom und einer Fuji X-T2. Ich habe mit dem Motor mehrere Aufnahmen ohne Aufotokus gemacht. Die Schärfe habe ich manuell eingestellt und meinen Körper leicht verändert, bis Fokus Peaking die Schärfe auf den Augen angezeigt hat. Den Motor habe ich genutzt, da ich meist keine so ruhige Hand habe und die Aufnahmen in der Schärfe leicht daneben liegen können. So konnte ich aus etwa fünfzehn Aufnahmen zwei aussuchen die mir am besten gefielen und auch die Schärfe auf den Augen lag. Ich hatte Tage zuvor schon einmal einen Rosenkäfer mit Autofokus und dem gleichen Objektiv fotografiert. Da war bei keiner Aufnahme die Schärfe auf den Augen. Für mich war das 100% Ausschuß. Auch wenn ich inzwischen meist von Hand die Schärfe einstelle. Den Autofokus nutze ich dennoch meist um die Schärfe auf das Objektiv bereits vorzustellen. Danach schalte ich den Aufokus ab und stelle exakt von Hand nach.

Biene auf einer Acker-Witwenblüte (Knautia arvensis)
Biene auf einer Acker-Witwenblüte (Knautia arvensis)

Eine Biene sammelt Nektar auf einer Blüter einer Acker-Witwenblüte. Aufgenommen mit einem 70-300 mm und einer Fuji X-T2. Brennweite 300 mm. Die Blüte war im Schatten. Der Hintergrund war sonnig. Die Aufnahme musste ich um eine Lichtstufe überbelichten, da sonst die Biene und Blüte unterbelichtet gewesen wäre. Dadurch leuchtet der Hintergrund in sehr schönen Farben. Durch die 300 mm Brennweite an APS-C (= 450 mm Vollformat) konnte ich das Motiv trotz Blende 8 sehr gut freistellen. Auch hier wurde von Hand die Schärfe eingestellt.

Vorteile 1. Methode

Die Vorteile sind die Schnelligkeit und Flexibilität des Fotografen. Um Verwacklungen zu vermeiden ist ein Bildstabilisator eine große Hilfe. Ob in der Kamera und oder am Objektiv ist im Prinzip egal. Zwei Stabilisatoren helfen natürlich im doppelten Sinne. Ohne diese technische Hilfsmittel wären einige dieser Beispielaufnahmen verwackelt oder unscharf. Hat man keine Kamera und kein Objektiv mit Bildstabilisator kann ein Einbeinstativ die fehlende Technik ausgleichen. Allerdings wird man damit etwas langsamer und weniger flexibel. Wenn manche Insekten am frühen Morgen noch in der Kältestarre sind kann man auch ein Dreibeinstativ nutzen.

Nachteile 1. Methode

Man braucht oft Licht. Man muß oft schon weiter abblenden um das Motiv halbwegs in den Schärfebereich zu bekommen. Damit das möglich ist, muß man selbst bei sonnigen Wetter auch mit einer höheren ISO arbeiten. Ich nutze für solche Aufnahmen teilweise ISO 800 oder sogar 1600. Bei meiner Fuji X-T2 ist das Bildrauschen bis ISO 1600 noch kaum zu erkennen. Aber das hängt von der Kamera ab. Wenn Licht und ISO nicht mehr ausreichen hat man oft verwackelte oder unscharfe Aufnahmen. Irgendwann kann das auch ein Bildstabilisator nicht mehr ausgleichen. Oder ein Insekt hat sich bewegt. Bei zu langer Verschlußzeit kann dies auch schon zu Bewegungsunschärfe führen. Foto von Insekten im Wald kann man mit dieser Methode in den meisten Fällen nicht realisieren. Ausnahmen sind da vielleicht sonnige Lichtungen oder wenn ein Insekt ruhig sitzen bleibt, sich nicht bewegt und man ein Stativ einsetzt. Bei dieser Methode ist selten eine vollständige Schärfentiefe über das ganze Insekt realisierbar. Solche Fotos wirken nur gut auf den Betrachter, wenn wenigsten die Augen des Tieres scharf sind.

2. Methode Insekten fotografieren

Ich nenne die 1. und 2. Methode jeweils Freestyle Makrofotografie. Die 2. Methode Insekten zu fotografieren baut auf der 1. auf. Der einzige Unterschied ist der Einsatz von einem Elektronblitz und ein Diffusor. Der einfachste Elektronblitz reicht aus, da man ihn mit manueller Einstellung nutzen wird. So hat man immer eine konstante Lichtmenge. Einen Diffusor braucht man, damit das Blitzlicht nicht zu hart wird. Dieser streut das Licht und macht es weicher. Über Selbstbau-Diffusoren ist das Internet voll mit Selbstbauanleitungen. Ich nutze mit dem Fuji XF 80 mm Makroobjektiv einen Faltdiffusor von Dörr*, welcher über das Objektiv gestülpt werden kann.

Bei dieser Variante stellt man alles mögichst manuell ein. Blitzleistung, Belichtungszeit, Blende und ISO. Die Blitzleistung stelle ich meist auf 1/16. Aber das kann je nach Motiv und Umgebungslicht auch variieren. Als Belichtungszeit nutze ich meist 1/250 oder 1/125. Im Prinzip die kürzestmöglichste Synchronzeit der Kamera. Blende 8 am 80mm Makro nutze ich am meisten, da hier an meinem Objektiv die Beugungsunschärfe noch kaum sichtbar wird. Bei der ISO nutze ich hier meist auch einen festen Wert. Meist in Abhängigkeit vom Hintergrundlicht. Am liebsten eine niedrige ISO. Standard-ISO ist bei meiner Fuji X-T2 ISO 200. Manchmal nutze ich auch höhere ISO-Werte, damit der Hintergund nicht zu dunkel oder gar schwarz wird.

Rote Ameise auf einem Brennesselblatt
Rote Ameise auf einem Brennesselblatt

Aufgenommen mit dem Fuji XF 80 mm Makroobjektiv und der Fuji X-T2 und einem Godox TT350 mit Diffusor vom Blitz und Faltdiffusor von Dörr zwischen Blitz und Motiv. Die Entfernung wird von Hand eingestellt. Dann wird mit Körperbewegung das Motiv in die Schärfe gebracht. Wenn die Augen per Fokus Peaking scharf angezeigt werden, wird auf den Auslöser gedrückt. Das passt nicht immer. Da die Schärfentiefe oft nur einen oder weniger als ein Millimeter beträgt. Da liegt man sehr schnell mal daneben. Also lieber mehrere Aufnahmen machen. Von fünf Fotos war nur bei zweien die Schärfe auf den Augen. Aber ich bin bei dieser Methode auch noch nicht so geübt. Ist sicherlich auch eine Übungssache.

Ameisen melken Läuse
Ameisen melken Läuse

Die Ameisen die Läuse melken, sind genauso aufenommen. 80 mm Makroobjektiv und Blitz mit Diffusor. Im Wald habe ich meist eine hohe ISO von 800 bis 1600 genutzt. Sonst würde der Hintergrund schwarz werden und das Foto würde weniger natürlich wirken.

Fleischliege
Fleischfliege

Eine Fleischfliege auf einem Brennesselblatt. Gleiche Aufnahmetechnik. Von drei Aufnahmen lag nur bei der einer die Schärfe auf den Augen.

Minierfliege
Minierfliege

Minierfliegen sind verdammt klein. Trotz 1:1 habe ich hier noch einen 50%igen Bildausschnitt gemacht. Gute zehn Einzelaufnahmen sind entstanden. Nur bei einer Aufnahme habe ich die Augen scharf erwischt.

Rothalsige Silphe (Oiceoptoma thoracicum)
Rothalsige Silphe (Oiceoptoma thoracicum)

Die Rothalsige Silphe ist ein mittelgroßer Aaskäfer. Der lief uns bei einem Waldspaziergang über den Weg. Etwa zehn Einzelfotos habe ich gemacht. Nur bei dem einen waren die Augen scharf. Allerdings hat sich der Käfer auch munter bewegt. Irgendwie sieht es bei dem Foto aus, als ob er in die Kamera lächelt?

Vorteile 2. Methode

Durch den Blitz werden Bewegungen jeglicher Art eingefroren. Verwacklungen vom Fotografen und Bewegungsunschärfen durch die Tiere sind dadurch ausgeschloßen. Das ist im Gegensatz zur ersten Methode ein großer Vorteil. Die Schnelligkeit und Flexibilät ist mit der 1. Methode identisch. Die Erfolgquote steigt durch den Blitz enorm. Durch den Diffusor wird das Blitzlicht weicher und wirkt natürlicher. Natürlich kann man mit einem Stativ und und Makroschlitten die Schärfe am exaktesten einstellen. An Hand der Beispielfotos sieht man, daß man mit der Aufnahmetechnik oft auch ohne Stativ scharfe Aufnahmen erzielen kann. Den Ausschuß der unscharfen Aufnahmen muß man einkalkulieren. Ich mache deswegen immer so viele Fotos, solange das Motiv mitmacht.

Nachteile 2. Methode

Trotz dem Blitz muß man oft mit hoher ISO fotografieren. Nur so bekommt man bei manchen Lichtsituation einen natürlich wirkenden Hintergrund. Bei sehr schlechten Lichtverhälnissen wird man dennoch einen schwarzen Hintergrund erhalten. Solche Aufnahmen wirken meist nicht so natürlich. Wenn das Blitzlicht nicht weich gestreut wird, wirken solche Aufnahmen künstlich und unnatürlich. Auch hier hat man nur eine geringe Schärfentiefe. Damit ein natürlicher Eindruck entsteht, sollte man die Schärfe möglichst auf die Augen des Tieres legen. So wird der Blick des Betrachters auf den Schärfebereich, die Augen, gelenkt. Die Blitzmethode eignet sich in erster Linie für Motive im Nahbereich. Aufnahmen mit einem Tele von größeren Insekten ist mit dre Methode selten realisierbar.

3. Methode Insekten fotografieren

Ich würde es als Königsdispziplin der Makrofotografie nennen. Focus Stacking. Mit Methode 1 und 2 wird man nur in den wenigsten Fällen ein Insekt vollständig scharf abbilden können. Dazu reicht die Schärfentiefe fast nie aus. Manchen Fotografen mag das reichen. Die Perfektionisten unter den Fotografen wollen allerdings das Motiv komplett scharf bekommen. Die derzeit einzige fotografische Möglichkeit um im Makrobereich die Schärfentiefe zu vergrößern ist Focus Stacking. Die unterschiedlichen Möglichkeiten von Focus Stacking oder Focus Bracketing habe ich bereits im verlinkten Artikel beschrieben. Ich werde hier nur die effizienteste und flexibelste Lösung beschreiben. Im Prinzip kann man Focus Stacking auch aus der Hand machen. Das mache ich manchmal auch aus der Not heraus. Aber nur wenn ich kein Stativ dabei habe oder es sehr schnell gehen muß.

Die besten Ergebnisse mit geringsten Ausschuß wird man aber mit einem Stativ, einer Kamera mit integrierter Focus Stacking Funktion und einem dafür passenden Makroobjektiv mit Autofokus erzielen. Das ist beim derzeitigen technischen Stand die optimalste Umsetzungsmöglichkeit. Ich verwende für solche Fotoaufgaben eine Fuji X-T2 und das XF 80 mm Makroobjektiv. Weitere Kameras mit Fokus Stacking gibt es auch von Olympus, Panasonic, Nikon und Canon. Und Sony? Sony hat bis heute kein in der Kamera integriertes Focus Stacking. Über andere Wege geht das auch mit Sony. Aber da wird es hochtechnisch, sperrig und wesentlich umständlicher. Ich will hier die optimalste Möglichkeit aufzeigen.

Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) verspeist eine Biene
Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia) verspeist eine Biene

Normalerweise mache ich kein Focus Stacking aus der freien Hand. Im Prinzip ist das derzeit meine einzig brauchbare Aufnahme. Bei einem Morgenspaziergang habe ich die Biene auf einer Blüte entdeckt. Damit diese komplett scharf abgebildet wird, habe ich aus der freien Hand 20 Stacks gemacht. Aufgenommen mit Fuji X-T2 und dem 80 mm Makroobjektiv. Solche Aufnahmen stimmen nie überein. So konnte ich nur 5 Einzelaufnahmen für den Stack verwenden. Die Krabbenspinne war so gut getarnt, daß ich diese erst am Rechner gesehen habe! Im Prinzip war es für mich nur mal ein Test ob man Focus Stacking auch aus der freien Hand machen könnte? Man kann. Aber es wird selten perfekt. Ein Stativ verringert den Ausschuß gewaltig.

Fotograf beim Focus Stacking Wildlife
Fotograf beim Focus Stacking Wildlife

Inzwischen habe ich fünf verschiedene Stative in unterschiedlichen Größen. Für Fokus Stacking in der Natur von Insekten verwende ich ein Sirius Alustativ. Auf dem Foto habe ich allerding ein kleineres Stativ im Einsatz, welches ich normalweise für eine Actionkamera für Videoaufnahmen verwende. In dem Fall war die Handlichkeit genau richtig.

Knappe (Spilostethus saxatilis) Wanzenart
Knappe (Spilostethus saxatilis) Wanzenart

Die Wanze wurde per Focus Stacking aufgenommen. 80 Einzelaufnahmen wurden mit Helicon Focus zu einem Bild mit größerer Schärfentiefe verrechnet.

Knappen (Spilostethus saxatilis) bei der Paarung
Knappen (Spilostethus saxatilis) bei der Paarung

Das Wanzenpaar bei der Paarung wurde auch mit 80 Einzelaufnahmen als Focus Stack aufgenommen und mit Helicon Focus weiter bearbeitet.

Schnaken (Nephrotoma) bei der Paarung
Schnaken (Nephrotoma) bei der Paarung

Ein weiteres Foto das mit Focus Stacking aufgenommen wurde. Wieder 80 Einzelaufnahmen in Helicon Focus verrechnet. Warum mache ich meist 80 Aufnahmen? Weil die Fuji X-T2 bei RAW-Dateien nur bis zu 20, meist etwas weniger, Fotos in Serie machen kann. Dann ist der Arbeitsspeicher voll und des dauert mehrere Sekunden, bis weitere Aufnahmen gemacht werden können. Inzwischen mache ich extremere Makrofotos in der besten JPEG-Qualität. Die Kamera schafft dann meist bis zu 80 Aufnahmen in Folge. Das dauert zwar auch ein paar Sekunden. Ist dann aber ohne weitere Verzögerung. Das sind allerdings Details, die bei anderen Kameras abweichen werden. Das muß man für seine Kamera und Objektiv Kombination selbst herausfinden. Die Bedienungsanleitung gibt schon grobe Anhaltspunkte. Durch Tests in der Praxis kann man die besten Werte ermitteln. Ich habe das im Fotostudio mit LED-Belecuhtung ausgetestet. Für die Fotoausflüge in der Natur konnte ich dann die Maximalwerte schon einmal einstellen und beim Motiv schnell loslegen.

Zusammenfassung Insekten fotografieren

Bereits mit einfachen Mitteln kann man gute Makrofotos mache. Eine Kamera mit guter Naheinstellmöglichkeit oder Nahzubehör reichen für die ersten Gehversuche in der Makrofotografie vollkommen aus. Am flexibelsten ist man mit Methode 1 und 2. Ich würde für viele Insekten die Methode 2 favorisieren. Durch den Blitz erhöht man die Quote an scharfen Fotos spürbar. Es ist auch enorm wie viele Insekten man findet, welche sich aus der kurzen Distanz fotografieren lassen!

Methode 1 wende ich meist mit einem Telezoom 70-300mm an. Das Fuji-Zoom kann einen Abbildungsmaßstab von 1:3. Das ist noch kein Makro. Es ist aber für eine Telezoom ein sehr guter Nahbereich. Die optische Qualität ist nicht ganz so gut wie bei einem Makroobjektiv aber immernoch als gut zu bezeichnen. Auch andere Objektivhersteller haben Tele- und Telezooms mit guten Nahbereich. Und falls nicht, kann man den Nahbereich durch Telekonverter, Zwischenringe oder Vorsatzachromate verbessern. Damit kann man sehr gut Insekten über einen etwas größere Distanz fotografieren. Schmetterlinge, Libellen, Bienen, Hummeln …

Am liebsten mache ich allerdings Focus Stacking. Meine Kamera kann das und das 80mm Makroobjektiv auch. Die optimalen Einstellungen habe ich in vielen Testaufnahmen im Fotostudio ausgestetet. Diese nehmen ich jetzt immer als Grundeinstellung. Motive für Focus Stacking suche ich meist am frühen Morgen. Da ziehe ich noch vor Sonnenaufgang los. Viele Insekten sind dann noch in der Kältestarre. Hat man ein Insekt gefunden, kann man in Ruhe Stativ und Kamera aufbauen und die Bildgestaltung vornehmen. Wenn möglich mache ich meist zwei oder drei Aufnahmen vom Motiv. Es kommt oft vor, daß sich etwas bewegt. Durch Wind. Ein Fuß oder ein Fühler am Insekt. Das kann den Focus Stack zunichte machen. Praktisch könnte man das in der Bildbearbeitung korrigieren. Sorry, für zeitaufwändige Retusche habe ich meist keine Lust. Da fotografiere ich lieber zwei oder dreimal das gleiche Motiv und spare mir die Bearbeitungszeit am Rechner. Weitere Artikel über die Insektenfotografie: