Die Autofokustechnik wurde in den letzten Jahren enorm verbessert. Sowohl bei der Geschwindigkeit als auch bei schlechten Lichtverhältnissen. Vor allem die besseren Systemkameras mit Hybrid-Autofokus nutzen bei den Top-Kameras je nach Situation die optimale Autofokustechnik.
Unter Makrofotografen gibt es über die Art der Fokussierung durchaus verschiedene Meinungen. Es gibt eine große Anzahl an Makrofotografen, welche am liebsten manuell die Schärfe am Objektiv einstellt. So will man die volle Kontrolle über den exakten Schärfebereich steuern. Je näher man an ein Motiv geht, desto größer wird der Abbildungsmaßstab und Bildausschnitt. Je nach möglicher Blende hat man oft nur noch weniger Millimeter oder sogar noch weniger an Schärfentiefe verfügbar. Alleine das ein- und ausatmen des Fotografen sorgt schon für eine leichte Veränderung beim Schärfepunkt. Die Folge ist ein Foto mit der Schärfe an der falschen Stelle. Häufiger Ausschuß ist das Ergebnis.
Ein erfahrener Fotograf wird vor der Aufnahme tief einatmen und die Luft solange anhalten bis das Foto gemacht worden ist. Er wird zusätzlich eine stützende Armhaltung einnehmen oder in anderer Form die Kamera stabilisieren. Nun könnte man ein Stativ verwenden, um die Schärfe in aller Ruhe an die gewünschte Stelle zu bringen. Wenn sich das Motiv nicht bewegt ist das die beste Lösung. Wer aber schon einmal kleine Insekten in der Natur fotografieren wollte, wird wissen, daß das in der Praxis nicht immer realisierbar ist. Entweder bewegt sich das Motiv. Oder der Wind bewegt das Motiv. Gegen Wind kann man eine Pflanze mit einer Klemme fixieren. Das reicht aber auch nicht immer. Mit einem Windschutz kann man Bewegung minimieren. Eine weitere Person oder Zeltplanen können in Windrichtung aufgestellt eine Hilfe sein. Eine Alternative ist der Einsatz von Blitzlicht. So kann man Bewegung einfrieren. Die Ausleuchtung vom Hintergrund ist aber nicht immer natürlich realisierbar. Wie man sieht kann solch ein Motiv durchaus aufwendig in der Umsetzung werden. Manche Motivsituationen lassen sich nur mit der ein oder anderen Technik realisieren. Hier spielt dann wieder Fachwissen und Erfahrung die entscheidende Rolle.
Die meisten Autofokussysteme funktionieren auf normale Abstände zum Motiv recht gut bis hervorragend. Je näher man an ein Objekt heran geht, desto schwerer tun sich die meisten Autofokussysteme. Meist ist es auch von der Autofokusqualität der Kamera und dem Objektiv abhängig. Aber auch die Motiv- und Lichtsituation spielen eine Rolle. Da der Fokusweg im Nahbereich viel länger ist, muß der Autofokus auch einen längeren Weg hinter sich bringen. Bei bewegten Motiven, kann bis zur Fokussierung, das Motiv bereits verschwunden sein. Und selbst wenn der Autofokus fokussiert hat, sitzt die Schärfe oft nicht an der gewünschten Stelle. Woher soll der Autofokus auch wissen, was wichtig ist? Es ist ärgerlich, wenn man ein kleines Insekt fotografiert und die Augen sind nicht scharf. Aus den beiden Gründen bevorzugen viele Makrofotografen im extremeren Makrobereich eine manuelle Fokussierung.
Wann ist Autofokus im Makrobereich sinnvoll?
In erster Linie hängt das von der Aufofokustechnik der Kamera und des Objektives ab. Dazu kommt noch eine gewisse Portion Erfahrung und Fachwissen des Fotografen. Meine Erfahrung ist, daß die meisten Spiegelreflexkameras im Nahbereich mit der Autofokusgeschwindigkeit eher träge sind. Meine Nikon D610 mit dem 105er Nikon Makro hat recht früh zum pumpen angefangen. Klar, kann man im Makrobereich den Fokusbereich am Objektiv einschränken. Dennoch war der Autofokus selten zu gebrauchen. In solchen Fällen war ich mit Handfokussierung immer schneller. Im Nahbereich war der Autofokus gut.
Bei meiner Fuji X-T2 Systemkamera funktioniert der Autofokus mit dem 60er oder 80er Makroobjektiv von Fuji auch im Makrobereich noch sehr gut. Dennoch nutze ich im extremeren Makrobereich meist eine manuelle Fokussierung. Da die Schärfentiefe oft nur minimal ist, sitzt der Fokus nicht immer an der gewünschten Stelle. Bei manueller Fokussierung kann ich das mit Focus Peaking und der Lupe optimal einstellen. Manchmal nutze ich den Autofokus um schneller die Schärfe vorzustellen. Danach schalte ich auf manuelle Fokussierung um und mache dann die Feineinstellung auf den gewünschten Fokuspunkt des Motives per Hand.
Wann ist die manuelle Fokussierung sinnvoll?
Das hängt von sehr vielen Faktoren ab. Am Ende entscheidet die Erfahrung des Fotografen, wann Autofokus oder Handeinstellung sinnvoller ist. Vereinfacht gesagt, immer dann wenn der Autofokus langsamer oder unbrauchbar wird. Zum Teil ist das vom Fachwissen, der Erfahrung und der Übung des Fotografen abhängig. Je näher man an ein Motiv heran geht, desto eher wird die manuelle Fokussierung die schnellere und präzisere Methode sein.
Bei allen Spiegelreflexkameras hatte ich früher beim manuellen fokussieren als Brillenträger meine Schwierigkeiten. Seit ich mit Systemkameras und Fokus Peaking fotografiere, ist endlich auch die Handfokussierung ein Kinderspiel geworden. Fokus Peaking und Fokus Lupe sind zwei großartige Hilfsmittel in der Makrofotografie.
Je nach Motiv, Kamera und Objektivtechnik wird man im Nah- und Makrobereich irgendwann manuell die Schärfe einstellen. Es ist einfach präziser als ein Autofokus. Zum Teil hat man nur noch 1 Millimeter oder weniger an Schärfentiefe. Hier ist das menschliche Auge meist präziser als ein Autofokus.
Makroobjektiv mit Autofokus
Wozu brauche ich dann ein Makroobjektiv mit Autofokus? Zum einen kann man den Autofokus im Makrobereich auch oft zum vorfokussieren nutzen. Die Feineinstellung erfolgt von Hand. Zudem kann man ein Makroobjektiv auch für andere Motive nutzen. Da ist Autofokus immer willkommen. Die besseren Makroobjektive mit Autofokus haben auch einen Bildstabilisator. Allerdings verteuert dieser den Preis spürbar und das Gewicht erhöht sich. In manchen Situation erweitert der Bildstabilisator allerdings die fotografischen Möglichkeiten.
Makroobjektiv ohne Autofokus
Einige Makroobjektive von Fremdherstellern werden ohne Autofokus angeboten. Warum sollte man auf den Komfort verzichten? Dann, wenn man überwiegend Makromotive fotografieren will. Ich meine überwiegend Fotos im Abbildungsmaßstab 1:1. Da wird die Schärfe selten ohne manuellen Fokus an der passenden Stelle eines Motives sitzen. Also kann man sich ein teureres und schwereres Autofokus-Makroobjektiv sparen. Zudem kann man auch ein manuelles Makroobjektiv genauso für andere Motive verwenden. Nur eben ohne automatische Fokussierung. Viele manuelle Makroobjektive haben keine Elektronik. Dadurch werden bei modernen Digitalkameras keine Informationen an die Kameraelektronik übertragen. Bei wenigen manuellen Makroobjektiven wird wenigstens der Blendenwert übermittelt. Aber das sind derzeit noch Einzelfälle. Der Vorteil von manuellen Makroobjektiven, ist meist ein geringeres Gewicht und eine kompakte Bauweise. Insbesondere beim fotografieren von Insekten sind das wichtige Kriterien für ein flexibles fotografieren.
Wann Autofokus oder manueller Fokus in der Makrofotografie?
Kaufe ein Makroobjektiv mit Autofokus, wenn du das Objektiv auch unviersell einsetzen möchtest. Wenn du auf keinen möglichen Komfort verzichten möchtest. Die meisten Makroobjektive sind Standardbrennweiten oder leichte Telebrennweiten. Diese eignen sich auch sehr gut für die Portraitfotografie. Wenn schon Autofokus, dann darf auch gleich ein Bildstabilisator ingetriert sein. Das reduziert Verwacklungen bei längeren Belichtungszeiten und im Nahbereich. Wer einen Bildstabilisator einmal gewohnt ist, wird ihn nicht mehr missen wollen. Einige Markenkameras können in Verbindung mit dem passenden Makroobjektiv automatisch Focus Stacking machen. Mit Focus Stacking in der Makrofotografie kann man die Schärfentiefe erweitern. Moderne Makroobjektive mit Autofokus und Bildstabilisator erweitern die fotografischen Möglichkeiten. Ob du diese Möglichkeiten nutzen wirst? Das musst du für dich selbst beantworten.
Was spricht dann überhaupt für ein manuelles Makroobjektiv? Da kommt es darauf, was du damit fotografieren möchtest. Ich weiß, vor dem Kauf des ersten Objektives wird man nicht genau wissen, wie man damit zurecht kommen wird. Gerade in der Makrofotografie muß man sich erst eine eigene Arbeitsweise erarbeiten. Try and Error ist der einzige Weg dorthin. Es gibt durchaus einige Makrofotografen die bestens mit einem manuellen Makroobjektiv zurecht kommen. Die Vorteile sind in den meisten Fällen ein handlicheres Objektiv. Autofokus und Bildstabilisator brauchen Platz, sind zusätzliches Gewicht und Kosten. Manch manuelles Makroobjektiv kann sogar bis zum Abbildungsmaßstab 2:1 genutzt werden. Die meisten gehen ohne Hilfsmittel nur bis 1:1. Und Lupenobjektive gehen sogar bis 5:1 an ein Motiv heran. Aber da wird es dann sehr speziell.
Eine preisgünstige Alternative sind gebrauchte Makroobjektive aus analogen Zeiten. Canon, Nikon, Minolta und Olympus haben schon vor Jahrzehnten sehr gute Makroobjekive gebaut. Gebraucht sind diese teilweise preisgünstig erhältlich. Bei den meisten Systemkameras gibt es passende Objektivadapter für die meisten Objektivanschlüsse. Dadurch können auch viele analoge Objektive eingesetzt werden. Allerdings gehe dabei viele Automatismen verloren. Dennoch ist es ein kostengünstige Alternative.