Kugelkopf und Dreiwegeneiger in der Makrofotografie

Fototechnik

Hat man endlich ein Stativ gefunden, daß die persönlichen fotografischen Anforderungen erfüllt, taucht gleich die nächste Frage auf. Was soll auf das Stativ drauf? Ein Kugelkopf oder ein Dreiwegeneiger? Bei manchen Fotografen kommt da die persönliche Philosophie und Gewohnheit zum tragen. Vereinfacht kann man sagen:

Kugelkopf wenn es schnell gehen soll und weniger auf präzise Einstellung ankommt.

Dreiwegeneiger wenn man Zeit hat und exakter einstellen will.

Klingt logisch? In der Praxis wird man immer wieder auf Fotografen treffen die alles mit einem Kugelkopf oder einen Dreiwegeneiger fotografieren. Die kennen ihr Arbeitsgerät und sind daran gewöhnt. Umstellung bedeutet meist Zeitaufwand, da man sich erst wieder an etwas neues gewöhnen muss. Effizienter ist es meist nach dem Fotomotiv einen Stativkopf auszuwählen. Ein Kugelkopf wenn es um schnelle Einstellungen geht. Einen Dreiwegeneiger ohne oder mit Feintrieb, wenn es um exakte Einstellungen geht und man Zeit hat.

Kugelkopf für bewegte Motive. Dreiwegeneiger für statische Motive. Eine Schnellwechselplatte erleichtert das Arbeiten. Die Montage geht schnell. Eine Kamerawechsel auf dem Stativ geht auch schneller. Außer einem Aufpreis gibt es bei Markenprodukten keinen Nachteil.

Kugelkopf in der Makrofotografie

Mit einem Kugelkopf kann man in einem Schritt mehrere Bewegungs-Achsen verändern. Alles mit einem Griff und einer Feststellung. Somit ist ein Kugelkopf dann am besten geeignet wenn man schneller verstellen möchte. Wobei man die Panoramaeinstellung bei den meisten Kugelköpfen separat einstellen muss. Das ist aber meist kein Nachteil, da man ja auch die Kugel drehen kann. Der Nachteil bei vielen Kugelköpfen ist, daß vor allem günstige Modelle nicht immer halten was sie versprechen. Das ist im Sinne des Wortes gemeint.

Kugelkopf

Kugelkopf

Sobald man die Kugel mit Kamera zur Seite neigt, lastet das gesamte Gewicht auf der Klemmung. Hier kommt es auf eine gute Klemmung an. Einfache und günstige Kugelköpfe klemmen oft mit Kunststoffbacken. Diese nutzen sich bei häufigen Gebrauch bereits nach wenigen Jahren ab und klemmen nicht mehr richtig. Auch bei Minustemperaturen zieht sich Kunststoff stärker als Metall zusammen. Die Klemmung kann hier sogar versagen. Ist mir mal bei Minus 10 Grad passiert! Bei guten Herstellern kann man die Kunststoffklemmung als Ersatzteil nachkaufen. Bei sehr guten Herstellern besteht die Klemmung aus Metall oder Material, welches sich bei extremen Temperaturen nicht stark verändern.

Qualitativ noch besser sind da andere technische Lösungen. Wichtig ist aber auch eine sehr saubere Verarbeitung der Metallelemente. Einen guten Kugelkopf bekommt man ab ca. 100 €. Je nach Hersteller, Tragkraft und Qualität kann ein Kugelkopf bis zu 500 € kosten. Sehr gute bekommt aber schon in der Preisklasse zwischen 100 – 250 €. Die meisten Kugelköpfe können um 360 Grad gedreht werden. Diese Drehmöglichkeit nennt sich Panorama-Einstellung. Wenn der Kugelkopf ein System mit Schnellwechselplatte hat, kann die Kamera schneller aufgesetzt und abgenommen werden.

Dreiwegeneiger

Beim Dreiwegeneiger wird über drei Wege der Bildauschnitt eingestellt. Logischerweise braucht man dafür mehr Zeit, bis der passende Bildausschnitt gefunden worden ist. Bei statischen Motiven, wo man Zeit und Ruhe hat bietet sich ein Dreiwegeneiger hervorragend an. Meist ist er preislich günstiger als ein Kugelkopf mit vergleichbarer Tragkraft.

Mit dem Dreiwegeneiger kann man exaktere Einstellungen vornehmen. Die Klemmungen an drei Achsen halten sehr gut. Das Gesamtgewicht lastet nicht wie beim Kugelkopf an einer Klemmung. Wenn man statische Motive fotografiert, eignet sich ein Dreiwegeneiger auch hervorragend für die Makrofotografie.

Dreiwegeneiger

Dreiwegeneiger

Auch bei den Dreiwegenneiger gibt es Systeme mit Schnellwechselplatten. Wer mit mehreren Kameras arbeitet, spart sich damit viel Zeit und Fummelei.

Getriebeneiger

Das ist eine Variante der Dreiwegeneiger. Er hat auch drei Einstellwege.
Ein Getriebeneiger ist schwerer und preislich meist wesentlich teurer als ein einfacher Dreiwegeneiger mit vergleichbarer Tragkraft. Er ist sehr gut geeignet für Makroaufnahmen im Studio. Durch den Feintrieb kann man den Bildausschnitt sehr exakt einstellen. Da rutscht nichts mehr nach. Eingestellt und es paßt.

Aber auch für Außenaufnahmen von statischen Motiven, wo man in Ruhe den Bildausschnitt einstellen kann. Ich mache auch im Freien mit dem Getriebeneiger häufig Landschaftsfotos. Der Horizont kann mit Gitterlinien 100%ig ausgerichtet werden. Es ist keine Nachbearbeitung des Horizontes per Lightroom oder Photoshop mehr notwendig. Der günstigste Getriebeneiger ist der Manfrotto MA410 Junior. Er ist für ca. 200 € erhältlich.

Getriebeneiger

Getriebeneiger

Die große Schnellwechselplatte hält auch Kameras mit kräftigen Teleobjektiven. Auch Mittelformat-Kameras sind kein Thema. Seine Stärken zeigt er überall wo es um präzise Feineinstellung geht. Das ist bei allen statischen Motiven auch im Nahbereich der Fall.

Einige Produkte auf Amazon:

Spartipp: Falls auch die Anschaffung eines Stative ansteht, bitte vorher prüfen, ob es nicht gerade Set-Angebote gibt? Hersteller wie Gitzo, Manfrotto und Sirui bieten meist auch ein Stativ im Set mit einem Kugelkopf oder Dreiwegeneiger an. Meist sind diese Sets günstiger als der Einzelkauf.

Kugelkopf oder Dreiwegeneiger?

Das hängt von den Gewohnheiten und vom Fotomotiv ab. Wer Übung mit einem guten Kugelkopf hat, wird damit fast alles schnell und sauber ausgerichtet fotografieren können.

Wer exakter arbeiten möchte und dies in Ruhe umsetzen kann, wird mit einem Dreiwegeneiger seine Freude haben. Im Nahbereich wo es oft um Millimeter-Einstellung geht ist ein Getriebeneiger oft die bessere Alternative.